Titel: Nutzen des Ramadân zur Beseitigung von Ehestreit
Frage: Wie können Ehepartner den Monat Ramadân nutzen, um ihr Eheleben in geordnete Bahnen zu lenken? Und wie können sie sich in den Zeiten verhalten, in denen man ob des Hungers schlecht gelaunt ist?
Antwort: Im Namen Allâhs des Allerbarmers des Allbarmherzigen!
Lieber Bruder, As-Salâmu alaikum wa rahmatu-llâhi wa barakâtuh!
Die Anbetungshandlung des Fastens ruft nicht nur bei Eheleuten Gefühle hervor, sondern auch bei der Umma. Der Wohlhabende in der Umma fühlt den Hunger des Armen und alle fühlen diese Liebe und diese Harmonie. Denn wer in einer ähnlichen Situation ist wie Andere, empfindet Solidarität mit ihnen.
Die vorliegende Frage freut mich, denn sie beweist den Wunsch zum Guten und deutet darauf hin, dass man Übel zu vermeiden sucht, bevor dieses geschieht. Es besteht kein Zweifel, dass das Fasten und andere gute Handlungen zu den Ursachen für Harmonie und Eintracht unter den Menschen gehören. Die Wissenschaftler bemerkten, dass gemeinschaftlich verrichtete gute Handlungen, wie etwa Lesezirkel für die Qurân-Rezitation oder das Bestimmen einer Zeit für das gegenseitige Lernen, das Fasten oder das gemeinsame nächtliche rituelle Gebet, zu den Dingen gehören, die nach dem Erfolg Allâhs des Erhabenen und Ehrenvollen dazu beitragen Harmonie zu verbreiten.
Ich hoffe, alle wissen, dass Barmherzigkeit und Zuneigung zunehmen, wenn dies mit Demut in Ehrfurcht gegenüber Allâh geschieht. Wenn aber Spannung, Disput und Streit herrschen, soll man sich an die folgenden Worte des Propheten erinnern: „Wenn jemand von euch fastet, so soll er weder den Geschlechtsverkehr vollziehen noch unanständig reden oder ignorant handeln.“ So soll der Fastende sein. Er soll auch die Härte Anderer und deren Ungerechtigkeit ertragen. Deshalb sagte der Prophet weiter: „Und wenn ihn jemand beschimpft oder bedrängt, dann soll er sagen: »Ich faste.«“ Dies dient sowohl der eigenen Ermahnung wie auch der Ermahnung Anderer, dass das Fasten sakrosankt ist. Ermahnt man einen Menschen, besinnt dieser sich und zieht aus der Ermahnung Nutzen.
Wen jedoch der Zorn übermannt, der soll bei Allâh vor dem Satan Zuflucht suchen und häufig des Allerbarmers gedenken. Darüber hinaus soll er den Ort, an dem er erzürnte, verlassen und sinnloses Geschwätz vermeiden. Wenn der Zorn nicht verebbt, soll man die rituelle Gebetswaschung verrichten, und wenn dies auch nicht hilft, soll man das rituelle Gebet verrichten. Der Erhabene sagt: „Wir wissen ja bereits, dass dir deine Brust eng wird ob dessen, was sie sagen.“ (Sûra 15:97). Was ist nun die Lösung? Die Lösung besteht in den folgenden Worten des Erhabenen: „So preise deinen Herrn ob Dessen Erhabenheit über jeden Mangel und gehöre zu den sich Niederwerfenden und diene deinem Herrn anbetend, bis die Gewissheit zu dir kommt!“ (Sûra 15:98-99).
Es ist dir wohl nicht entgangen, dass der wichtigste Faktor für das Vermeiden von Streit darin besteht, dessen Ursachen zu vermeiden. Wir bedauern, dass einige Leute glauben, dass ein finsteres Gesicht ein Merkmal des Fastens sei, obwohl das Fasten die Seele läutert. Man hört sogar Leute sagen „Lasst ihn in Ruhe, er fastet!“, wenn man jemandem begegnet, der schreit und flucht.
Ich empfehle jeder Ehefrau, dass es notwendig ist, für die Diskussion über Streitigkeiten eine passende Zeit zu wählen. So ist es nicht rechtens, mit einem Hungrigen, Ermüdeten oder Deprimierten zu diskutieren. Statistiken zeigen, dass die meisten Fälle der Ehescheidung bei der Rückkehr des Mannes von seiner Arbeit geschehen. Die Ehefrau konfrontiert den müden und hungrigen Mann mit ihren Problemen. Darüber hinaus sollen wir die besten Worte wählen und positive Dinge zuerst erwähnen. Wir sagen immer: „Wenn du mit deinem Ehemann am Freitagnachmittag streitest, sollst du mit ihm am Freitagabend Frieden stiften. Diskutiere mit ihm am Samstag oder am Sonntag, wenn die Zeit günstig und die Kinder, Verwandten und Nachbarn davon nichts erfahren können.“ Vielmehr sollen sich Ehefrauen harmonisch zeigen, wenn die Familienangehörigen zugegen sind. Dies muss sogar dann sein, wenn sich die Eheleute meiden, damit sich nicht auch noch die Familie einmischt, weil das Eingreifen anderer Leute die Probleme kompliziert.
Ich bitte den Fastenden, mit seiner Familie sehr freundlich umzugehen. Der Gesandte Allâhs pflegte seine Ehefrauen während des Fastens zu küssen. Und es spricht nichts dagegen, dass ein Fastender dies tut, solange er sich beherrschen kann.
Wir empfehlen jeder Ehefrau, dass sie ihren Ehemann in gütiger Weise empfängt, wenn er das Haus betritt, und mit ihm freundlich umgeht, wenn er das Haus verlässt, und nach ihm in freundlicher und gütiger Weise fragt, wenn er abwesend ist. So kann sie das Haus zu einem Ort machen, der den Ehemann anzieht.
Ich empfehle allen, demütig in Ehrfurcht gegenüber Allâh zu sein und unbedingt regelmäßig Seiner zu gedenken und Sein Offenbarungsbuch zu rezitieren, denn dies vertreibt den Satan aus dem Haus und hält somit die Wurzel allen Übels vom Hause fern. Die Satane wohnen in den Häusern unachtsamer Leute und beteiligen sich mit ihnen an deren Essen, Trinken und Leben. Aus diesem Grunde erzürnen diese Menschen leicht, egal ob ein Grund vorhanden ist oder nicht. Es ist jedoch auch notwendig gute Gefühle zu zeigen, denn ein Mensch profitiert nicht von versteckten Gefühlen. Wir bitten Allâh das Leben und die Nachkommenschaft gedeihen zu lassen!
Und Allâh verleiht den Erfolg!