Zugänge des Satans zum Herzen – Teil 1

29/04/2013| IslamWeb

Du sollst wissen, dass das Herz wie eine Festung ist, und der Satan ist der Feind, der in die Festung eindringen und sie einnehmen will. Man kann die Festung gegen den Feind nur dadurch verteidigen, indem man die Tore, Zugänge und Schwachstellen der Festung bewacht. Und das kann derjenige nicht tun, der die Tore der Festung nicht kennt. Und da es eine Pflicht ist, das Herz vor den Einflüsterungen des Satans zu schützen, was man aber nur dann tun kann, wenn man die Zugänge des Satans zum Herzen kennt, ist es deswegen auch eine Pflicht, diese Zugänge zu kennen.

 

Die Tore und Zugänge des Satans sind die Charaktereigenschaften des Menschen, und das sind recht viele, aber wir werden nur auf die großen Tore hinweisen, denen viele Anhänger des Satans verfallen sind.

 

Zu den größten Zugängen des Satans gehören der Zorn und die Begierden. Denn der Zorn ist der Dämon des Geistes, und wenn der Geist schwach wird, greifen ihn die Anhänger des Satans an, und immer wenn der Mensch zornig wird, macht ihn der Satan zu seinem Spielball.

 

Zu den großen Toren des Satans gehören ebenfalls der Neid und die Gier. Die Gier macht den gierigen Menschen blind und taub. Die Tore des Satans nimmt man durch das innere Licht des Herzens wahr, und wenn dieses durch den Neid und die Gier geschwächt wird, erkennt man die Zugänge des Satans nicht, und dann hat der Satan seine Chance und verschönert dem Gierigen alles, was ihn zu seinen Begierden führt, auch wenn es verwerflich und ungeheuerlich ist.

 

Was aber die Gefährlichkeit der Gier angeht, so sagte der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken : "Zwei hungrige Wölfe in einer Herde Schafe können keinen größeren Schaden anrichten als den, den die Gier nach Vermögen und Ansehen in der Religion des Menschen anrichten kann." (Überliefert von At-Tirmidhî, und von ihm als akzeptabel und authentisch eingestuft, sowie von Ahmad, An-Nasâî und Al-Albânî als authentisch eingestuft).

 

Zu den großen Zugängen des Satans gehört ferner die Übersättigung, auch wenn sie durch völlig erlaubte Mittel erfolgt, denn die Übersättigung stärkt die Begierden und diese sind die Waffen des Satans.

 

Zu seinen großen Toren gehören auch die Hast und die fehlende Vergewisserung. Dazu sagte der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken : "Eile ist vom Satan, und Bedenken ist von Allâh dem Erhabenen." (Überliefert von At-Tirmidhî in einem anderen Wortlaut, und von Az-Zarqânî und Al-Albânî als authentisch eingestuft).

 

Zu den weiteren großen Zugängen des Satans gehören der Geiz und die Furcht vor Armut, denn dies hält vom Ausgeben und Spenden zurück und führt zur übertriebenen Sparsamkeit, zum Horten und letztendlich zur qualvollen Strafe.

 

Zu den großen Toren des Satans gehören des Weiteren der übertriebene Eifer nach Rechtsschulen, die Zuneigungen, der Groll auf die Gegner sowie das abfällige und verachtungsvolle Herabblicken auf sie. Solche Eigenschaften richten sowohl die anbetend Dienenden als auch die Frevler gleichermaßen, denn es ist eine der angeborenen tierischen Eigenschaften des Menschen, die Leute zu schmähen und sich auf ihre Mängel zu konzentrieren.

 

Zu den Zugängen des Satans gehört es ebenfalls, von den Muslimen eine schlechte Meinung zu haben, da Allâh der Erhabene sagt: "O die ihr glaubt, meidet viel von den Mutmaßungen; gewiss, manche Mutmaßung ist Sünde..." (Sûra 49:12). Der wahre Gläubige sucht nach Entschuldigungen für die Menschen, während der Heuchler nach deren Mängeln sucht.

 

Wenn du nach den Mitteln zur Bekämpfung des Satans fragst, und ob das Gedenken Allâhs des Erhabenen dafür ausreicht, indem man sagt „Es gibt weder Macht noch Stärke außer durch Allâh!“, dann sollst du wissen, dass die Behandlung des Herzens darin besteht, diese Zugänge zu schließen, indem man das Herz von diesen verpönten Eigenschaften reinigt - und darüber kann man lang und breit reden. Wenn du die Wurzeln dieser verpönten Eigenschaften im Herzen beseitigst, wird der Satan trotzdem seine Eingebungen und Einflüsterungen ins Herz werfen, aber er wird sich dort nicht lange aufhalten können. Das Gedenken Allâhs des Erhabenen hindert ihn dann an diesen Einflüsterungen, denn das Gedenken festigt sich nur dann im Herzen, wenn das Herz mit Gottesfurcht erfüllt und von den verpönten Eigenschaften gereinigt wird, sonst wird das Gedenken zum leeren Gerede, das keinen Einfluss auf das Herz hat und die Wirkung des Satans nicht zurückweist. Deswegen sagt Allâh der Erhabene: "Diejenigen, die gottesfürchtig sind, - wenn ihnen eine Anwandlung vom Satan widerfährt, bedenken sie, und da werden sie sogleich einsichtig." (Sûra 7:201). Dies beschränkt sich also nur auf die Gottesfürchtigen.

 

Das Gleichnis des Satans ist wie ein hungriger Hund, der sich dir nähert: Wenn du weder Brot noch Fleisch in der Hand hast, dann kannst du ihn dadurch wegjagen, indem du zu ihm sagst: „Geh weg!“ Allein die laute Stimme jagt ihn weg. Wenn du jedoch Fleisch hast und er hungrig ist, dann versucht er, an das Fleisch zu kommen, und er lässt sich nicht allein durch Worte wegjagen. So ist auch das Herz, das keine Nahrung für den Satan hat, man kann den Satan von ihm durch das Gedenken Allâhs abwenden.

 

Wenn aber die Begierden sich des Herzens bemächtigen, drängen sie das wahre Gedenken an den Rand des Herzens, sodass es nicht ins Innerste des Herzens gelangen kann, wo sich der Satan aufhält.

 

Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: "Im Herzen gibt es zwei Arten von Einfällen: Den Einfall von Seiten des Engels in Form von Anregung zum Guten und Glauben an das Rechte. Wer das hat, soll wissen, dass es von Allâh dem Gepriesenen kommt und er soll Allâh dafür danken. Und den Einfall von Seiten des Satans in Form von Anregung zum Bösen, Leugnen des Rechts und Abwenden vom Guten. Wer so etwas hat, soll Zuflucht bei Allah vor dem verdammten Satan suchen." (Überliefert von At-Tirmidhî und von ihm als authentisch eingestuft, und auch von An-Nasâî überliefert). Dann rezitierte der Prophet folgende Worte Allâhs des Erhabenen: "Der Satan verspricht euch Armut und befiehlt euch Schändliches..." (Sûra 2:268). Al-Hasan sagte: "Es gibt zwei Einfälle im Herzen: Den Einfall von Allâh dem Erhabenen und den Einfall vom Feind. Möge Allâh Sich desjenigen erbarmen, der sich jeden seiner Einfälle betrachtet, dem folgt, was von Allâh dem Erhabenen kommt, und den bekämpft, der vom Feind kommt!"

 

Von seiner Natur aus ist das Herz gleichermaßen für den Einfluss des Engels und für den des Satans bereit, wobei keiner der beiden einen Vorzug vor dem anderen hat. Einem der beiden Einflüsse wird der Vorzug durch Befolgung der Zuneigungen und Hingabe an die Begierden beziehungsweise durch Nicht-Befolgung und Abwendung davon gegeben. Wenn man seinem Zorn und seinen Begierden folgt, bemächtigt sich der Satan des Herzens durch Zuneigung, und das Herz wird zum Nest und Weideplatz des Satans, weil die Zuneigung der Weideplatz des Satans und dessen fruchtbarer Boden ist. Wenn aber jemand gegen die Begierden kämpft, sich von ihnen nicht beherrschen lässt und den Eigenschaften der Engel Friede sei auf ihnen folgt, wird sein Herz zum Aufenthaltsort der Engel, zu dem sie herunterkommen.

 

Die Kämpfe zwischen der Heerschar der Engel und der der Satane um das Herz dauern solange an, bis das Herz einer von ihnen seine Tore öffnet und sie sich darin aufhalten und festigen lässt. In diesem Fall kann die andere Partei nur verstohlen ins Herz. Die meisten Herzen sind von der Heerschar des Satans erobert worden, und deswegen sind sie von den Einflüsterungen erfüllt, die sie dazu bewegen, dem Diesseits den Vorzug vor dem Jenseits zu geben. Diese Eroberung durch die Satane begann mit der Befolgung der Begierden und Zuneigungen. Sie können nicht mehr zurückerobert werden, ohne das Herz von der Nahrung des Satans, nämlich der Zuneigung und den Begierden, zu befreien und es mit dem Gedenken Allâhs des Erhabenen zu füllen, das den Einfluss der Engel empfängt.

 

Zugänge des Satans zum Herzen – Teil 2

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