Das Bittgebet – das stärkste Heilmittel

23/01/2018| IslamWeb

„…Ruft Mich an, so erhöre Ich euch…“, heißt es im Qurân (Sûra 40:60).

 

„Sprecht Bittgebete für die Palästinenser!“, bittet eine Menschenrechtsorganisation.

 

„Sprich Bittgebete für mich!“, bittet deine Freundin, weil sie zu einem Bewerbungsgespräch für eine Arbeitsstelle geht.

 

Muslime sind es gewohnt, in einer Reihe von Situationen, von denen oben einige als Beispiele erwähnt sind, auf Bittgebete und Gebete zurückzugreifen, vergessen jedoch oft die Macht des Gebetes bei der Heilung. Man trinkt eher einen Kräutertee oder nimmt ein rezeptfreies Medikament ein, als Bittgebete für seine Gesundheit zu sprechen. Und man denkt eher darüber nach, seinem Freund einen Teller Suppe anzubieten, als Bittgebete für seine Genesung. Aktuelle Studien zeigen jedoch, dass das Gebet an sich ein mächtiges Heilmittel sein und zudem die Heilkraft anderer Medizin in Form von Medikamenten steigern kann.

 

Qurân und Hadîthe leiten uns dazu an, bei Krankheiten zwei Arten von Gebeten zu verrichten. Eins kann von irgendeinem Ort aus verrichtet werden und das andere muss persönlich verrichtet werden. Ein Gebet, das aus der Ferne verrichtet wird, nennt man Bittgebet. Allâh sagt: „O die ihr glaubt, sucht Hilfe in der Standhaftigkeit und im Gebet! Allâh ist mit den Standhaften.“ (Sûra 2:153). Allâh der Erhabene sagt ferner: „Euer Herr sagt: „Ruft Mich an, so erhöre Ich euch…“ Sûra 40:60).

 

Wenn ein Gebet persönlich verrichtet wird, kann dies ebenfalls in Form eines Bittgebetes getan werden. Man verwendet es jedoch eher als „Ruqya“, wobei man einen bestimmten Qurân-Vers oder ein bestimmtes Bittgebet rezitiert und dann die rechte Hand über den Körper der kranken Person streicht. Professionelle Heilpraktiker vollziehen das Kurieren auf diese Weise, wenngleich auch viele Menschen, die keine Heilpraktiker sind, ebenfalls Heilung mittels Qurân anwenden.

 

In einem Hadîth von Al-Buchârî berichtet Âischa  möge Allah mit ihr zufrieden sein: „Wenn sich irgendjemand unter uns krank fühlte, rieb ihn der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) mit seiner rechten Hand und sagte: »O Herr der Menschen, gewähre ihm Gesundheit, heile ihn, denn Du bist ein großartiger Heiler! Es gibt keinen Heiler. Doch durch Deine heilende Macht wird man geheilt und verschwindet die Krankheit.«“ Die „Eröffnende“ (Sûra 1) ist die gängigste Rezitation zum Heilen und die empfohlene Beschwörung, wenn man das richtige Bittgebet für eine bestimmte Krankheit nicht kennt. Al-Aswad überlieferte, dass Âischa  möge Allah mit ihr zufrieden sein sagte: „Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) erlaubte die Behandlung eines giftigen Insektenstiches mit Ruqya“ und „Allâhs Gesandter sagte, dass ihr absoluten Anspruch darauf habt, Entlohnung dafür zu nehmen, dass ihr mit Allâhs Offenbarungsbuches Ruqya praktiziert.“ Demnach wies er (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) der Behandlung mit Ruqya (Heilen mit Gebeten) einen beruflichen Status zu.

 

Obwohl der Heilung mit Gebeten in der heutigen Medizin nicht derselbe berufliche Status zuerkannt wird, wird sie dennoch als bedeutendes Heilmittel anerkannt. Heilung mit Gebeten wurde an der Medizinischen Fakultät der Harvard-Universität sowie an Hunderten anderen Fakultäten erforscht. In einer Studie, die auf einer Harvard-Tagung präsentiert wurde, wurden 406 Menschen untersucht. Für die Hälfte wurde gebetet und für die andere Hälfte nicht. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass sich der Zustand aller Probanden, für die gebetet worden war, sich bei allen elf Messungen unter Berücksichtigung der Besserungs-Kriterien in der Studie verbesserte. Noch verblüffender für die Forscher war, dass die betenden Menschen zudem ihre Gesundheit in 10 der 11 Kriteriums-Kategorien verbesserten.

 

Ferner bestätigen Forscher, dass beide Arten von Gebeten wirkungsvoll sind (was wir Muslime als selbstverständlich betrachten). Dr. med. Larry Dossey, sagt in seinem Buch „Medizin neu entdecken“: „Forscher haben eifrig nach einer Art subtiler Energie gesucht, die entfernte Personen miteinander verbindet, wenn Gedanken übermittelt werden… oder wenn das Gebet den Körper von jemandem beeinflusst, der weit entfernt ist. Dennoch gibt es nicht die Spur eines Beweises, dass eine derartige (messbare) Energie existiert.“ Forscher haben deshalb auf Grund von Tests gefolgert, dass diese Gebete keinen „Träger“ wie etwa Telefonkabel oder Satellitenwellen haben. Indem man also ein Gebet für jemanden verrichtet, wird weder die Stärke des Gebetes durch die Entfernung beeinflusst noch geht sie verloren. Dies bedeutet, dass Gebete auch von Zeit oder Raum unbeeinflusst bleiben und demnach deren Erfolg unmittelbar eintritt. Forscher bezeichnen dieses Phänomen, das Muslime Bittgebet oder Ruqya nennen, als „ortsunabhängiges Heilen“ und haben erkannt, dass es von Zeit und Raum unbeeinflusst bleibt.

 

Wie kann das Gebet also einen Menschen heilen? Henri Bergson, ein bekannter Medizinforscher, hat gefolgert, dass (wie er es nennt) „der Geist“ keine Hilfe benötigt, sich irgendwohin zu begeben. Da er ja bereits überall ist, besteht für ihn keine Notwendigkeit, zu „gehen“ oder „geschickt“ zu werden und benötigt deshalb auch keinen Sender oder Träger. Er erklärt dies, indem er sagt, dass das Gehirn den Geist nicht produziert, sondern mit ihm interagiert. Er weist eine grobe Übereinstimmung mit dem Radio und Radiowellen auf. Wir wissen, dass das Radio die Wellen nicht produziert. Es ermittelt, sendet und filtert sie. In derselben Weise reflektieren wir, wenn wir mit Gebeten heilen, Eigenschaften Allâhs und übermitteln Heilung, die uns von Allâh gegeben wurde. Und genauso wie die Radio-Sender immer spielen, selbst wenn man das Radio ausgeschaltet hat, übermittelt Allâh uns zu jeder Zeit Heilung und Gnaden – wir müssen uns lediglich mit unseren Gebeten und Bittgebeten dieser Gnade „zuschalten“ und wir können alles uns versprochene Nützliche erlangen.

 

Bei schädlichen Reaktionen auf Arzneimittel, die pro Jahr mehr als Hunderttausend Tote in US-Krankenhäusern fordern (dies entspricht einem Passagierjet-Unfall pro Tag), sollte man das Gebet zumindest als Zusatzheilmittel nicht verwerfen. Dr. med. Larry Dossey führt in seinem Buch aus: „Ein Internist blickt immer zum gegenwärtigen Zeitpunkt ins Innere des Patienten, auf den Ursprung des Problems. Ein Eternist sucht sowohl bezüglich der Zeit als auch bezüglich des Raumes im und außerhalb des Patienten nach Lösungen.“ Angesichts der Tatsache, dass Muslimen „ewiges Leben“ verheißen ist, sollten wir mehr Heilende dazu ermutigen, „Eternisten“ zu werden, und hoffen, dass in Zukunft mehr Ärzte die spirituelle Gesundheit eines Patienten in Betracht ziehen und auch für ihre Patienten beten!

 

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