Manche Herzen sind wie die Gräber der Toten, außen mit Pflanzen und Blumen geschmückt und innen weilen der Kadaver und der Tod. Oder wie ein dunkles Haus, dessen Dach leuchtet, dessen Inneres jedoch voller Dunkelheit ist. Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte diesbezüglich: „Wahrhaftig, Allâh betrachtet nicht eure Abbilder und euer Vermögen, sondern Er betrachtet nur eure Werke und euer Herz!“ Überliefert von Imâm Muslim.
Es ist das Leben des Herzens, selbst wenn die Bäuche leer und die Kleidung bescheiden sind. Der Hadîth beweist, dass das Herz im Blickpunkt des Herrn steht. Ein gutes Äußeres bringt also nichts bei einem schlechten Inneren. Wunderbar ist der, der sich nicht um sein Äußeres bemüht, obwohl es im Blickpunkt der Geschöpfe steht. Daraufhin wäscht er seine Kleidung und parfümiert sie, reinigt seinen Körper und schmückt sich auf das Möglichste, damit kein Geschöpf einen Fehler an ihm entdeckt. Um sein Herz jedoch kümmert er sich nicht, obwohl es im Blickpunkt des Schöpfers steht. Daraufhin reinigt und schmückt er es, damit sein Herr in ihm keine Schlechtigkeit oder Unreinheit vorfindet.
Ibn Al-Dschazarî erwähnt eine andere Bedeutung des Hadîthes: „Der Blick stellt hier eine Auswahl, Barmherzigkeit und Zuneigung dar, da Sein Blick ein Beweis der Liebe ist. Das Abwenden Seines Blickes hingegen ist ein Zeichen Seines Zornes und Seines Abscheus.“ (Aus dem Werk An-Nihâya fî gharîb Al-Hadîth Bd. 5, S. 77.)
Denke über Folgendes nach, um die Bedeutung des Herzens zu verstehen
Die Tat ist möglicherweise äußerlich eine Sünde, ihr Täter wird aber belohnt. Jemand wird beispielsweise dazu gezwungen, Worte des Unglaubens auszusprechen, während sein Herz im Glauben Ruhe gefunden hat. Oder er trinkt Alkohol, ohne es zu wollen. Im Gegensatz dazu ist die Tat womöglich eine fromme, ihr Täter aber ist dem Höllenfeuer geweiht. Jemand stirbt beispielsweise auf dem Schlachtfeld, damit die Leute ihn auf Grund seines Mutes erwähnen. Oder er gibt sein Vermögen für eine gute Sache aus, damit ihn die Menschen für seine Großzügigkeit loben. Oder er liest den Qurân, um damit die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen. Das Herz wird in all diesen Situationen entweder einsam und allein beschuldigt oder auf der Tafel der Ehre mit den schönsten Worten erwähnt.
Sündig und unschuldig
Bedenke die Worte des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Wenn ein Fehler auf der Erde geschieht, ist derjenige, der ihn bezeugt und verabscheut, wie jemand, der bei ihm nicht zugegen war. Wer bei ihm nicht zugegen, mit ihm aber zufrieden ist, der ist wie jemand, der es bezeugt hat.“ (Überliefert von Abû Dâwûd. Al-Albânî erklärte den Hadîth für authentisch.)
Makellos ist Allâh! Der oben Erwähnte bleibt dem Ort des Verbrechens fern, ist indes der Erste, der beschuldigt wird, und sein Name wird auf die Tafel der Sündigen geschrieben. Der andere ist bei dem Verbrechen anwesend und sieht es mit seinen eigenen Augen. Trotzdem wird er freigesprochen. Der Grund für all dies ist das Herz, das es verleugnete und sich somit bewahrte oder damit zufrieden war und somit sündigte.
Der Hadîth bringt frohe, aber auch warnende Botschaft
Wohl ergehe es dem, der an der Versammlung teilnehmen musste, in der Allâh gegenüber gesündigt wird und nicht in der Lage war, es mit seiner Hand oder seinem Wort zu ändern oder diesen Ort zu verlassen. Zudem erfüllt sein Herz seine Pflicht, indem es diese Sache ablehnt. Und wehe dem, dem Allâh Gutes wollte, er für sich aber nur das Schlechte. Seine Absichten sind sündig und damit beschmutzt er sich. Sein Körper ist nicht am Ort der Sünde, aber mit seinem Herzen und seiner Seele ist er dorthin gereist. Daher wurde er mit dem, der die Sünde begeht, gleichgestellt.
Es ist das Herz, wenn er unehelichen Geschlechtsverkehr begeht. Ja, unehelichen Geschlechtsverkehr! So schwer dieses Wort auch für einen selbst ist, hat es doch derjenige ausgesprochen, den unser Herr als Barmherzigkeit für seine Gemeinschaft bezeichnet hat. Daher warnte er uns auch deutlich mit seinen Worten: „Und der uneheliche Geschlechtsverkehr des Herzens: Das Begehren.“ Überliefert von Imâm Ahmad.
Der Gelehrte Ahmad Abdurrahmân Al-Bannâ schrieb: „Der uneheliche Geschlechtsverkehr des Herzens ist das Begehren. Dies bedeutet, dass jemand begehrt, in das zu stürzen, was sein Inneres an Neigungen liebt.“ (Aus dem Werk Al-Fath Ar-Rabbânî Bd. 16, S. 73.)
Allâh der Makellose hat uns offenbart, dass man für die Errungenschaften des Herzens belohnt oder bestraft wird. Der Makellose sagt: „... Jedoch wird Er euch für das belangen, was eure Herzen erworben haben ...“ (Sûra 2:225).
Folgender Hadîth bezeugt die Arbeit des Herzens und die Abrechnung Allâhs über dieses: „Wenn sich zwei Muslime mit ihren beiden Schwertern treffen, worauf der eine der beiden seinen Gefährten tötet, sind der Tötende und der Getötete im Höllenfeuer.“ Man fragte: „O Gesandter Allâhs! Das ist der Tötende, aber was ist mit dem Getöteten?“ Er antwortete: „Er war stark darauf bedacht, seinen Gefährten zu töten.“ (Überliefert von Al-Buchârî und Imam Muslim.)
Dieser Muslim betritt wegen einer Sache das Höllenfeuer, die sein Herz beschlossen hat. Er vernichtete sich selbst auf Grund einer Herzensangelegenheit.
Das Offenbare und das Verborgene
Ja, das Bild des Herzens ist der Ursprung. Wenn das Äußere mit dem Inneren übereinstimmt, ist das, was sich im Herzen befindet, wahr. Und wenn sich das Äußere vom Inneren unterscheidet, ist das, was sich im Herzen abspielt, unecht. Auf dem Herzen beruht es, ob Allâh eine äußere Handlung annimmt oder nicht. Die Menschen hingegen haben nur die Aufgabe, das Äußere anzunehmen und danach zu urteilen. Allâh der Erhabene verwaltet das Verborgene. Das islâmische Glaubensbekenntnis ist der Hinweis auf eine konkrete Botschaft an die Menschen über den Islâm dessen, der es bezeugt. Gleichzeitig ist es Allâh allein, Der das Verborgene kennt. Der Mund der Heuchler hat dieses Glaubensbekenntnis ebenfalls ausgesprochen, womit sie ihren Hals im Diesseits gerettet haben. Ihre letztliche Bleibe allerdings ist der unterste Platz im Höllenfeuer für das, was ihre Herzen verbargen.
Beachtet die Verbindung zwischen dem Offenbaren und dem Verborgenen in folgender Aussage des Erhabenen: „Sag: Wenn ihr Allâh liebt, dann folgt mir.“ (Sûra 3:31).
Wer Allâh liebt, muss dies seinen Gliedmaßen vererben. Ansonsten ist es nur eine bloße Lüge.