Emotionen sind psychische und emotionale Zustände, die aufgrund innerer oder äußerer Einflüsse bei einem Menschen auftreten. Sie sind von physiologischen und psychologischen Veränderungen begleitet, die zu einem Verlangen nach bestimmten Verhaltensweisen führen, wie Ahmad Ezzat in seinem Buch „Grundlagen der Psychologie“ erwähnt. Einige Emotionen können positiv sein und in der Seele Glückseligkeit, Energie und Vergnügen hervorrufen, wie Liebe und Freude, während andere negativ sein können und zu Unglück und Schmerz führen, wie Wut, Angst und Hass.
Emotionen gewinnen an Bedeutung dadurch, dass sie menschliches Handeln und Verhalten steuern. Sie sind Teil des menschlichen Lebens und der Interaktion mit der Gesellschaft. Ohne sie wäre das Leben bedeutungslos und gefühllos, denn der Mensch besteht aus einer Summe von Gefühlen und Empfindungen, wie Liebe und Hass, Freude und Trauer, Sicherheit und Angst – vorausgesetzt, sie treten in ihrem natürlichen Kontext und in einem ausgewogenen Maß auf.
Angesichts dieser Bedeutung ist es nicht verwunderlich, dass der Islâm diesen emotionalen Aspekten besondere Aufmerksamkeit schenkt, insbesondere in der Sunna. Dies geschieht durch einen realistischen und objektiven Umgang mit ihnen. Der Muslim wird nicht aufgefordert, sich von seinen Emotionen und Gefühlen zu lösen. Vielmehr werden diese Emotionen gelenkt und Wege zu ihrer Steuerung aufgezeigt, um vor negativen Verhaltensweisen, die daraus entstehen könnten, geschützt zu sein.
Liebe
Liebe ist eines der Gefühle, die Allâh in die menschliche Seele gelegt hat. Durch sie wird das Leben geordnet und die wahre Dienerschaft zwischen dem Diener und seinem Herrn begründet. Die Liebe sorgt auch dafür, dass das menschliche Leben durch familiäre und soziale Bindungen erhalten bleibt. Die prophetische Lehre betont die Notwendigkeit, das Herz mit Liebe zu Allâh und Seinem Gesandten zu füllen. In „Al-Buchârî und Muslim“ wird von Anas ibn Mâlik (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überliefert, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Niemand wird die Süße des Glaubens kosten, bis er einen Menschen nur um Allâhs willen liebt, und bis er lieber ins Feuer geworfen wird, als zum Unglauben zurückzukehren, nachdem Allâh ihn gerettet hat, und bis ihm Allâh und Sein Gesandter lieber sind als alles andere.“
Im „Sunan At-Tirmidhî“ wird von Ibn Abbâs überliefert, dass der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Liebt Allâh für die Segnungen, mit denen Er euch versorgt, und liebt mich um Allâhs willen.“
Ebenfalls im „Sunan At-Tirmidhî“ wird von Abdullâh ibn Yazîd (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überliefert, dass der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) in seinem Bittgebet sagte: „O Allâh, schenke mir Deine Liebe und die Liebe derer, deren Liebe mir bei Dir nützt. O Allâh, was Du mir von dem gegeben hast, was ich liebe, mache es zu einer Kraft für mich in dem, was Du liebst. O Allâh, und was Du mir von dem vorenthalten hast, was ich liebe, mache es für mich zu einem Mittel, damit ich mich dem widme, was Du liebst.“
Es gibt viele Aussagen des Propheten zu diesem Thema, denn die Liebe zu Allâh und Seinem Gesandten ist die Grundlage für die Liebe zu allem, was existiert. Darauf baut die Liebe zur Religion, zu den Gläubigen und zu den von Allâh und Seinem Gesandten geliebten Taten auf.
Da der Mensch von Natur aus ein soziales Wesen ist, wurde die Verbreitung der Liebe unter den Mitgliedern der Gesellschaft und der Einsatz von Mitteln zu ihrer Förderung angeordnet. Al-Buchârî überlieferte in „Al-Adab Al-Mufrad“ von Abû Huraira, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Ihr werdet das Paradies nicht betreten, bis ihr glaubt, und ihr werdet nicht glauben, bis ihr einander liebt. Soll ich euch nicht etwas nennen, wodurch ihr einander lieben werdet?“ Sie sagten: „Doch, o Gesandter Allâhs.“ Er sagte: „Verbreitet den Friedensgruß unter euch.“
Im „Musnad“ von Imâm Ahmad wird von Abû Mâlik Al-Asch‘arî überliefert, dass der Prophet sein rituelles Gebet verrichtete und sich dann den Menschen zuwandte und sagte: „O ihr Menschen, hört zu, versteht und wisst: Allâh hat Diener, die weder Propheten noch Märtyrer sind, aber die Propheten und Märtyrer beneiden sie um ihre Plätze und ihre Nähe zu Allâh.“ Da kniete ein Beduine aus der Ferne nieder und winkte mit der Hand zum Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und sagte: „O Prophet Allâhs, Menschen, die weder Propheten noch Märtyrer sind, werden von den Propheten und Märtyrern um ihre Plätze und ihre Nähe zu Allâh beneidet! Beschreibe sie uns, nenne uns ihre Eigenschaften.“ Das Gesicht des Propheten Muhammad erhellte sich vor Freude über die Frage des Beduinen. Der Prophet sagte: „Sie sind Menschen aus verschiedenen Völkern und Stämmen, zwischen denen keine enge Verwandtschaft besteht. Sie lieben einander um Allâhs willen und schließen Freundschaft. Allâh wird ihnen am Tag der Auferstehung Kanzeln aus Licht errichten und sie darauf setzen. Er wird ihre Gesichter zu Licht und ihre Kleider zu Licht machen. Die Menschen werden am Tag der Auferstehung in Schrecken versetzt, aber sie (die Auliyâ) werden keine Angst haben. Sie sind die Freunde Allâhs, die keine Angst haben und nicht traurig sein werden.“
Eine der angeborenen Gefühle, die Allâh in die Seele gelegt hat, ist die Furcht. Der Mensch hat von Natur aus Angst vor vielen Dingen, und seine Angst vor Schaden und Tod ist offensichtlich und bedarf keines Beweises. Daher könnte die Furcht zu positiven oder negativen Handlungen führen. Die Furcht vor Allâh bringt ihn dazu, Ihm zu gehorchen und Seine Verbote zu meiden. Seine Angst vor Krankheit treibt ihn zur Vorbeugung und Behandlung. Seine Angst vor Armut treibt ihn zur Arbeit und Produktion. Und so kann übermäßige Angst zu Fehlverhalten führen, wie an der Barmherzigkeit Allâhs zu zweifeln, sich durch unerlaubte Quellen Einnahmen zu verschaffen oder vor dem Feind zu kapitulieren.
In der Sunna gibt es Anweisungen, die den Muslim zur Furcht vor Allâh leiten und erklären, dass die Frucht dieser Furcht gut ist. Im „Sunan At-Tirmidhî“ wird von Abû Huraira überliefert, dass der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wer Angst hat (sein Ziel nicht zu erreichen, AdÜ), reist (frühzeitig) bei Nacht. Und wer (frühzeitig) bei Nacht reist, erreicht sein Ziel. Wahrlich, Allâhs Ware ist teuer. Wahrlich, Allâhs Ware ist das Paradies.“ (In diesem Hadîth ermutigt der Prophet die Muslime, sich auf das Jenseits auszurichten und sich eifrig um den Eintritt ins Paradies zu bemühen. Wer sich im Gehorsam gegenüber Allâh anstrengt und seine Pflichten und Rechte erfüllt, kann darauf hoffen, sein Ziel zu erreichen: Allâhs Vergebung, Seine Barmherzigkeit und den Eintritt ins Paradies, AdÜ).
In Al-Buchârî und Muslim wird von Abû Huraira im Hadîth über die sieben Menschen, die Allâh an Seinem Schatten schützen wird, überliefert: „Und ein Mann, den eine Frau mit Ansehen und Schönheit einlud, und er sagte: ‚Ich fürchte Allâh.‘“ Dies ist die Furcht in der Form einer Anbetung, die den Menschen davon abhält, Unzucht und Sünden zu begehen.
Zorn
Eine der wichtigsten angeborenen Empfindungen, die beim Menschen auftreten, ist der Zorn. Dies geschieht, wenn ein Hindernis zwischen ihm und der Befriedigung seiner Wünsche und der Verwirklichung seiner Ziele steht. Die Menschen unterscheiden sich im Grad dieser Emotion. Manche Menschen werden von Zorn überwältigt und reagieren mit falschem Verhalten oder Ausdrücken. Genau davor warnte der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), wie im „Sahîh Al-Buchârî“ von Abû Huraira (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überliefert wird, dass ein Mann zum Propheten sagte: „Gib mir einen Rat.“ Er sagte: „Zürne nicht.“ Er wiederholte es mehrmals. Er sagte: „Zürne nicht.“ Das Verbot richtet sich nicht gegen den Zorn als angeborenes Gefühl, sondern gegen die Verhaltensweisen, die aus dem Zorn resultieren.
Der Zorn trübt den Verstand. Daher wird der Zornige in der Sunna als handlungsunfähig angesehen, da sich sein Körper und seine Psyche verändern. Der Prophet verbot dem Zornigen, zwischen Streitenden zu urteilen, bis die Glut seines Zorns erloschen ist. Im „Sahîh Al-Buchârî“ wird von Abû Bakra (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überliefert, dass er den Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagen hörte: „Niemand soll zwischen zwei Menschen urteilen, während er zornig ist.“
Die Sunna bietet klare Richtlinien, welche Dinge einen Muslim zu Recht zürnen lassen sollten. Ein Muslim verfügt über Prioritäten und wichtige Anliegen, sodass er seine Empörung auf das lenkt, was von Bedeutung ist. Es zeugt nicht von Reife, sich über Belanglosigkeiten zu erhitzen und seine Gemütsruhe zu verlieren. Im „Sunan At-Tirmidhî“ und „Schu‘ab Al-Îmân“ von Al-Baihaqî wird über den Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) Folgendes gesagt: „Die weltlichen Dinge und das, was damit zusammenhängt, machten ihn nicht zornig. Wurden aber das Recht und die Wahrheit verletzt, erkannte ihn niemand mehr. Und nichts konnte seinen Zorn besänftigen, bis er sich für Recht und Wahrheit eingesetzt hatte. Er zürnte jedoch niemals für sich selbst und setzte sich niemals für sein eigenes Anliegen ein.“
Hass
So wie die Liebe eine der Gefühlsregungen der menschlichen Seele ist, so ist es auch der Hass. Es handelt sich um eine uralte Krankheit des Menschen, wie es in der Sunna „At-Tirmidhî“ heißt: „Die Krankheit der Völker vor euch schleicht sich bei euch ein: Neid und Hass.“ Denn die Welt basiert auf Konkurrenz und Streit um Gewinne und Vorteile. Die Scharîa ist bestrebt, den Muslim von solchen Gefühlen zu reinigen, da sie in den meisten Fällen negativ sind, es sei denn, sie sind gottesdienstlicher Natur. Dabei verabscheut man das, was Allâh selbst an Dingen und Taten verabscheut.
Die Überlieferungen des Propheten betonen wiederholt das Verbot von Hass unter den Muslimen und schränken die Ausbreitung negativer Gefühle ein. Jedes Verhalten, das Hass und Feindschaft schürt, ist verboten, da Hass die Wurzel vieler Übel innerhalb der muslimischen Gemeinschaft darstellt. Wenn jemand einen anderen hasst, hegt er negative Gedanken, beobachtet ihn heimlich und schädigt seinen Ruf durch Verleumdung, Tratsch, Lästerei und Spott. Möglicherweise greift er ihn sogar körperlich an, und im schlimmsten Fall kann es zu Mord führen. Die Wurzel allen Übels ist der Hass und die Feindschaft, die Satan in den Herzen der Menschen entfacht, um sie gegeneinander aufzuhetzen.
Die menschlichen Emotionen sind zwar angeboren und natürlich, aber Allâh hat im Menschen die entsprechenden Fähigkeiten geschaffen, um sich von ihrem Übel zu befreien und ihre Auswirkungen zu kontrollieren. Der Mensch hat also keine Entschuldigung für seine zerstörerische Wut, für seinen grundlosen Hass auf Menschen oder für seine Liebe, die ihn dazu verleitet, Verbotenes zu tun. Hierin liegt das wahre Wesen der Dienerschaft: die Emotionen der Seele durch die Lehren des Islâm zu kontrollieren und sie auf das zu lenken, was ihr in der Religion und im weltlichen Leben nützt. Der Muslim muss seine Entschlossenheit stärken und seine Seele darin trainieren, diesen Emotionen und Gefühlen zu widerstehen, damit sie ihn nicht ins Verderben stürzen. Dies sind einige Beispiele für Emotionen. Dazu gehören auch Neid, Eifersucht und Scham, für die es scharîatische Texte gibt, die sie lenken und Wege aufzeigen, ihre Auswirkungen zu kontrollieren.