Weil ich große Furcht vor Allâh dem Erhabenen habe, untersuche ich meistens alles aufs Genaueste, ob es halâl oder harâm ist. Menschen in meiner Umgebung machen sich darüber lustig. Ist meine Vorgehensweise schon ein Ergebnis von (teuflischen) Einflüsterungen oder ist das etwas Erwünschtes? Möge Allâh es Ihnen mit dem Besten vergelten!
Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Zweifellos führt Ehrfurcht und Achtsamkeit (Taqwâ) vor Allâh dem Erhabenen den Menschen dazu, alles genau zu untersuchen und in seiner Religion vorsichtig zu sein. So jemand hält sich von Zweifelhaftem fern, weil er befürchtet, in Verbotenes zu fallen. Er unterlässt auch (bisweilen) Dinge, die an sich unproblematisch sind, aus Vorsicht vor wirklich Problematischem. So etwas liegt noch immer im Bereich der lobenswerten Frömmigkeit (Wara).
Tadelnswerte Strenge wäre es, wenn man Erlaubtes (halâl) verboten (harâm) macht. Oder wenn man etwas unterlässt, weil man damit Gottesverehrung betreiben möchte, oder wenn man mit etwas die Verehrung Allâhs bezweckt, was eigentlich keine Ibâda-Handlung ist.
Übertreibung in der Anbetung bedeutet, dass sich der Mensch um verdienstvolle Taten in einem Maße bemüht, das er nicht aushalten kann. Die Religion Allâhs ist leicht. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wurde mit der rechten und leicht zu praktizierenden Religion (Al-Hanîfîyya As-Samha) entsandt. Von Âischa ) wird berichtet, dass sie sagte: Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wurde gefragt: „Welche Taten sind Allâh am liebsten?“ Er sagte: „Die (Taten), die regelmäßig ausgeführt werden, selbst wenn sie gering sind.“ Und weiter sagte er: „Nehmt euch Taten vor, die ihr ertragen könnt“ (Al-Buchârî, Muslim). Auch sagte er (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Die Religion ist leicht. Und nicht macht jemand die Religion schwerer, außer dass sie ihn überwältigt. Darum folgt dem Mittelmaß, nähert euch (dem Ideal) an und nehmt die frohe Botschaft entgegen“ (Al-Buchârî).
Ibn Hadschar schreibt: „Das bedeutet, wenn jemand sich in religiöse Taten stark vertieft und der Milde entsagt, so wird er schwach werden, keinen Erfolg haben und überwältigt werden.“ Ibn Al-Mundhir sagt: In diesem Hadîth ist ein Zeichen des Prophetentums. Wir sehen es und auch die Menschen vor uns haben es bemerkt, dass jeder, der es in der Religion übertreibt, scheitern wird. Im Hadîth von Ibn Al-Adra bei Ahmad heißt es: „Ihr werdet diese Angelegenheit (d. h. Die Religion; AdÜ) nicht durch Übertreibung erreichen. Die beste Form von Religion für euch ist die leichte.“ Hieraus lässt sich der Hinweis ableiten, dass man eine Erleichterung bzw. Erlaubnis in der Scharîa (Ruchsa) annehmen soll. Die strengere Vorschrift (Azîma) in einer Situation anwenden, wo eine Ruchsa vorliegt, ist eine Übertreibung.“
Tadelnswert ist es, wenn Einflüsterungen entstehen, die den Menschen dazu treiben, noch extremer und hartnäckiger zu werden und er dann in zusätzliche Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten gerät, was in der Scharîa abgelehnt wird. Allâh der Erhabene sagt: „Er hat euch erwählt und euch in der Religion keine Bedrängnis auferlegt (...)“ (Sûra 22:78). „Allâh will euch keine Bedrängnis auferlegen (...)“ (Sûra 5:6). „Allâh will für euch Erleichterung; Er will für euch nicht Erschwernis (...)“ (Sûra 2:185).
Solche Einflüsterungen, die zu Verbissenheit und tadelnswerter Erschwernis führen, werden von der Scharîa und der Vernunft zurückgewiesen. Wenn der Anbeter erst einmal dieses Tor in seiner Inneren geöffnet hat, täuscht ihn der Schaitân, hält ihn davon ab, die vorgeschriebenen Rechte einzuhalten und bringt ihn dazu, die Grenzen zu überschreiten. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Zu Grunde gehen die Übertreiber.“ Dies wiederholte er dreimal (Muslim).
An-Nawawî schreibt: „Das sind solche, die sich zu stark (in die Angelegenheiten der Religion; AdÜ) vertiefen, dabei extrem werden und in Wort und Tat die Grenze überschreiten.“
Wir haben diese verschiedenen Erscheinungsformen von tadelnswerter Strenge angeführt, damit du mit deiner Frage genauer deine eigene Situation einschätzt. Wenn das, was du beschreibst, nicht der oben beschriebenen (übertriebenen) Form entspricht, und wenn dein Verhalten nicht die von uns angeführten Grenzen der Taqwâ (Gottesfurcht) und Frömmigkeit überschreitet, so ist dein Zustand lobenswert. In diesem Fall musst du geduldig sein, wenn sich Menschen in deiner Umgebung darüber lustig machen. Doch sollte dein Verhalten zu einer der beschriebenen Formen der übertriebenen Strenge passen, so musst du dich davor hüten. Sei milde zu dir selbst und zu deinem Umfeld.
Wir bitten Allâh den Erhabenen, dich zum Besten deiner Angelegenheit rechtzuleiten. Möge Er dich mit Geradlinigkeit beim Leben nach der Sunna des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) versorgen.
Und Allâh weiß es am besten!
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