Ich liebe meine Eltern sehr und bemühe mich, ihnen rechtschaffenes Verhalten zu erweisen. Ich möchte jedoch wissen, was Birr Al-Wâlidain (rechtschaffenes, frommes Verhalten gegenüber den Eltern) wirklich bedeutet. Ist es einfach ein schönes Verhalten und dass man stets nach ihrem Befinden fragt, oder ist es mehr? Ich bitte um eine Antwort, da ich befürchte, zu wenig für meine Eltern zu tun. Ich bitte Allâh von Herzen, dass Er sie zu sich nimmt, während sie mit mir zufrieden sind.
Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Wir bitten Allâh, dass Er es dir ermöglicht, rechtschaffen gegenüber deinen Eltern zu handeln und dass Er sie zu sich abberuft, während sie mit dir zufrieden sind. Nun zur Frage, was Birr Al-Wâlidain bedeutet und wie dies zu erreichen ist. In der „Fiqh-Enzyklopädie“ wird der Begriff folgendermaßen definiert:
„Birr bedeutet sprachlich Gutes, Gunst, Aufrichtigkeit, Gehorsam und Rechtschaffenheit. Als Fachbegriff wird das Wort meist für Wohltätigkeit verwendet, die durch ein mildes und freundliches Wort geäußert wird und auf Freundlichkeit und Liebe hinweist. Damit verbunden ist das Unterlassen von grober Rede, die Abscheu erzeugt. Dieses Verhalten muss mit Barmherzigkeit, Zuneigung und Liebe gepaart sein und auch Wohltätigkeit durch Vermögen und andere gute Taten beinhalten. ‚Al-Abawân‚ sind Vater und Mutter.“
Birr Al-Wâlidain geschieht, wenn man zu ihnen wohltätig ist, die Verbindung zu ihnen aufrecht hält, ihnen in allem Guten gehorsam ist, sie beschenkt, höflich mit ihnen redet, vor ihnen bescheiden auftritt und nicht ungehalten oder mürrisch mit ihnen ist.
In der „Fiqh-Enzyklopädie“ heißt es ebenfalls: „Birr Al-Wâlidain geschieht durch wohltätiges Verhalten gegenüber ihnen, durch nette Worte, die auf Freundlichkeit und Liebe verweisen, durch das Unterlassen grober Rede. Man spricht sie nur mit angenehmen Worten an (O Mutter, o Vater). Man spricht zu ihnen so, dass daraus Nutzen für die Religion und das Diesseits entspringt. Man lehrt ihnen, was sie über ihre Religion wissen müssen und verfährt mit ihnen auf die beste Weise. Das geschieht durch alles, was die Scharîa als erlaubt betrachtet. Man ist ihnen gehorsam in allem, was sie einem befehlen, wenn es um Pflichten, empfohlene Handlungen oder das Unterlassen von bestimmten Angelegenheiten geht (solange daraus kein Schaden entsteht). Ist man mit ihnen unterwegs, so läuft man nicht neben ihnen, sondern lässt sie etwas weiter vorne gehen – es sei denn in einer besonderen Situation (wie z. B. bei Dunkelheit). Wenn man ihre Wohnung betritt, setzt man sich erst oder steht auf, wenn sie es einem erlauben. Man soll an ihnen nichts als abstoßend bezeichnen, so zum Beispiel (Geruch von) Harn, wenn sie älter geworden oder krank sind. Denn das würde sie betrüben. Allâh der Erhabene sagt ‚Und betet Allâh an und gesellt Ihm nichts bei. Und zu den Eltern sollt ihr gütig sein‘ (Sûra 4:36). Ibn Abbâs meinte: ‚Er will, dass man gegenüber den Eltern in Freundlichkeit und mit angenehmen Umgang handelt. Beim Antworten soll man nicht grob sein. Man starrt sie nicht an und erhebt nicht die Stimme gegen sie.‘ Zu Birr gehört schönes Verhalten (Ihsân): Aus keinem Anlass heraus darf man sie schlecht behandeln, beleidigen oder ihnen auf irgendeine Weise Verdruss zufügen. Eindeutig gehört dies zu den großen Sünden. Im „Sahîh Muslim“ berichtet Abdullâh ibn Amr vom Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), dass dieser sagte: ‚Zu den großen Sünden gehört es, wenn man seine Eltern beleidigt.‘ Da sagten sie: ‚Gesandter Allâhs, wie könnte jemand seine Eltern beleidigen!‘ Er sagte: ‚Ja, jemand beleidigt den Vater eines anderen, so dass dieser seinen Vater beleidigt. Jemand beleidigt die Mutter eines anderen, und dieser beleidigt seine Mutter.‘ In einer weiteren Überlieferung heißt es: ‚Zu den größten Sünden gehört es, wenn jemand seine Eltern verflucht.‘ Daraufhin wurde gesagt: ‚Gesandter Gottes, wie kann jemand seine Eltern verfluchen?‘ Er antwortete: ‚Er beleidigt den Vater eines anderen, und dieser beleidigt seinen Vater.‘“
Zum Verhalten in Birr gegenüber den Eltern gehört, dass man die Verbindung zu denen aufrechterhält, die auch sie lieben. Im „Sahîh“ heißt es unter Berufung auf Ibn Umar: „Ich hörte den Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagen: „Von der größten Frömmigkeit ist es, wenn jemand die Verbindung zu den Menschen aufrecht hält, die sein Vater liebte, nachdem er verstorben ist. Wenn er (der Vater) abwesend oder verstorben ist, bewahrt er die Verbindung zu den von ihm geliebten Personen und tut ihnen Gutes. Das gehört zum vollständigen Ihsân.“ Abû Usaid, ein Badr-Kämpfer, erzählt: „Ich saß mit dem Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), als ein Mann von den Ansâr (medinensische Muslime) kam und sagte: ‚Gesandter Allâhs, bleibt etwas vom Birr Al-Wâlidain übrig, wenn die Eltern verstorben sind, womit man weiter für sie Gutes tun kann?‘ Er antwortete: ‚Ja, man betet für sie, bittet für sie um Vergebung, führt Verpflichtungen aus, die sie hinterlassen haben, ist gastfreundlich gegenüber ihren Freunden und pflegt die Verwandtschaftsbande gegenüber denen, zu denen man selbst keine Verwandtschaftsbande hat, mit denen man aber über sie (die Eltern) verbunden ist. Das ist das, was für dich verbleibt (bzw. obliegt).‘“
Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) beschenkte die Freunde von Chadîdscha aus Treue und Frömmigkeit gegenüber ihr. Sie war seine Ehefrau, was solltest du dann erst über die Eltern denken!“
Und Allâh weiß es am besten!
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